Findus hatte ein Jahr nach seinem heißgeliebten Tarzan und erst kürzlich seinen alten Kumpel Campino verloren. Tarzan stammte aus der Insolvenzmasse eines Züchters, der sich verspekuliert hatte. Camino kam 15jährig blind ins Tierheim, nachdem er sich über viele Jahre in einem Garten selbst ernähren musste. Beide waren jetzt im Katzenhimmel. Findus sollte nicht traurig alleine bleiben.

Bei der Suche nach einem passenden Lebenspartner für unseren mittlerweile zwölfjährigen Kater wurden wir im Tierheim Ettlingen fündig.

Wegen unseres nicht hundertprozentig ausbruchssicheren Balkons kam für uns nur ein älterer, ruhiger Kater, also ein Perserkater oder ein dreibeinige Kater anderer Rasse in Frage -aber keinesfalls ein Ausbrecherkönig.

Das Tierheim Ettlingen hatte zu diesem Zeitpunkt sogar gleich einige Perserkatzen zu bieten. Wir entschieden uns für Simba einen sehr scheuen, roten zehnjährigen Perserkater, der unserem verstorbenen Kater und ehemaligen Ziehvater von Findus wie aus dem Gesicht geschnitten war. Für uns war am wichtigsten, dass der "Neue" zu Findus passte.

Simba wurde von seiner Besitzerin nach zehn gemeinsamen Jahren ins Tierheim gebracht, nachdem seine Lebensgefährtin gestorben war. Aus Zeitmangel. Einen neuen Freund wollte man ihm zur Gesellschaft nicht gönnen, seine Entsorgung war da praktischer.
Simba hatte ein großes Glück, dass das Tierheim Ettlingen ihr den total verfilzten Kater überhaupt abnahm. Das ist nicht selbstverständlich. Schließlich sind Tierheime kein Service der Stadt, damit Bürger leichtfertig angeschaffte Haustiere entsorgen können.

Tierheime dienen der Aufnahme von Fundtieren. Sozusagen als Ergänzung des Fundbüros, schließlich muss man zugelaufene Hunde und Katzen bis zur Rückgabe an ihren Halter adäquat verwahren und sie sollen Tieren Schutz bieten, die aus schlechter Haltung durch Amtsveterinäre gerettet werden. Nur dafür gibt es finanzielle Unterstützung von der Stadt. Nicht aber für Privattiere, die in Tierheime abgeschoben werden, weil der Besitzer sie plötzlich nicht mehr haben will.

Daher war es dem Tierheim Ettlingen um so mehr anzurechnen, dass sie zu diesem Zeitpunkt sogar einige sehr alte Katzen in der Vermittlung hatten - darunter auch einige Rassekatzen. Auch alte Rassekatzen brennen tiefe Löcher in Vereinskassen.

Immerhin - Simbas Besitzerin hatte ihn ins Tierheim gebracht. Peinlich genug ein total verfilztes, scheues Tier an Tierschützer zu überreichen, das man 10 Jahre sein eigen nannte. Nicht alle Langhaarkatzen lieben es gekämmt zu werden, auch Findus nicht, aber da muss man einfach gemeinsam durch!

Selbst das kurze Fell an Simbas Beinen war bis auf die Haut verfilzt. Wir haben Simba geschoren - ohne Narkose. Es kostete viele Nerven und natürlich auch viele Stunden Arbeit, um Simba aus seinem Filz zu schälen.

Jetzt ist er vielleicht etwas wild frisiert, aber Simba kann sich wieder frei bewegen - kein roter Filzpullover der bei jedem Schritt an der Haut ziept.Simba läßt sich auch gerne kämmen. Liebe und gute Pflege lassen Simba wieder zu dem schönen Kater werden, als der er gedacht war.

 

Don Juan

Am 29.06.2011 erhielten wir einen Anruf einer Dame, die gerade an der Raststätte Heilbronn an der A6 einen Perserkater aufgegabelt hatte. Normalerweise hätten wir sie an ein Tierheim verwiesen, aber angesichts der Tatsache, dass Tierheime sonntags normalerweise geschlossen sind und der Kater und seine Finderin ganz offensichtlich sofort Hilfe brauchten, verabredeten wir einen Treffpunkt an der A6 zur Übernahme des Notfalls.

 

Das Fell des Katers lieferte deutliche Hinweise darauf, dass er sich schon lange hatte durchschlagen müssen. Ernährt hatte er sich ganz offensichtlich aus der Mülltonne des Fastfoodrestaurants - zum Glück wußte er sich zu helfen. Unser verstorbener Perserkater Tarzan wäre niemals in der Lage gewesen, sich selbst Futter zu beschaffen und ich denke Simba auch nicht. Trotzdem war er sehr ausgehungert und sehr, sehr froh bei uns  im Bad wohnen zu dürfen.

Glücklicherweise ist dieser Kater auch nicht ängstlich - im Gegenteil. Der Rot-Tiger hatte sich von seinen Rettern leicht einfangen lassen und wirft sich auch hier an Menschen ran und balzt um unsere Gunst, was ihm den Namen Don Juan einbrachte. " Du bist ein Mensch, hast Hände zum Doseöffnen und zum Kraulen? Isch liebe Disch!!!"

Don Juan wurde unserer Tierärztin vorgestellt, blutgetestet, kastriert und geschoren (!!!).

Das hier ist ein Stück verfilztes Fell!

Frau Dunn schätzt Don Juan auf 2-3 Jahre. Seine angelegten Ohren schreibt sie der Zucht zu. Don Juan sei ein Scottish Fold - long haired, also ein Rassekater. Die vermeintlich verkrüppelten Ohren sind angezüchtet, um das Kindchenschema zu verstärken.

Leider befindet sich Don Juan noch in Einzelhaft, da einer seiner Blutwerte nicht ganz in Ordnung ist. Zumindest ist er aber FIV und Leukosefrei. Natürlich wurde er auch gegen Milben, Flöhe und Würmer behandelt. In der Zwischenzeit durfte er vom engen Bad in die größere Küche umziehen und hat wenigstens während des Kochens Ansprache. Denn leider hat er einen Darmvirus und sollte aktuell noch nicht zu anderen Katzen und darf diese derzeit nur durch die Scheibe zum Balkon sehen. Don Juan macht einen äußerlich putzmunteren Eindruck, scheidet aber noch Viren aus und könnte daher andere Katzen anstecken. Für Hunde und Menschen ist der Virus ungefährlich. Daher wäre eine Pflegestelle oder Endstelle ohne andere Katzen für Don Juan ein Segen, schließlich hat er so viel Liebe zu verschenken!

Don Juan sitzt am liebsten in der Box, die ihn gerettet hat. Ganz offensichtlich wartet er auf Sie schon auf gepackten Koffern.

 

Ramses

Kaum hatten wir Don Juan aufgenommen, erreichte uns der nächste Notfall: Ramses

Ramses wartete viele Monate in einem deutschen Tierheim. Daher war seine Betreuerin überglücklich, als er endlich vermittelt werden konnte. Ramses zog bei einer vermeintlichen Tierfreundin ein.... und verlor sein Zuhause ebenso schnell wie er gekommen war.

In der neuen Umgebung lief der  etwa 10jährige schöne Rassekater nämlich gegen Wände und Möbelstücke. Ein großer Checkup ergab, dass Ramses an hohem Blutdruck litt, der eine Netzhautablösung zur Folge gehabt hatte. Und eine kaputte Rassekatze wollte frau nicht mehr.
Der Betreuerin im Tierheim tat Ramses leid. Wieder ins Tierheim zurück.... ohne Aussicht auf Vermittlung.

Über Umwege kam Ramses zu uns. Und bei uns hat er bereits viele Fans. Einfach weil er klasse ist!

Ramses verbirgt sein Handycap äußerst geschickt. Im Gegensatz zu unserem verstorbenen Campino, der eher vorsichtig durch die Gegend schlich, erklimmt Ramses sogar die offene Treppe in den oberen Stock um auf dem Bett zu schlafen und hat inzwischen gelernt, den Weg auch wieder nach unten zu finden. Kein Wunder also, dass die Blindheit von Ramses so lange unbemerkt blieb.

Unbegreiflicher ist uns allerdings, dass man einen so liebenswürdigen, verschmusten und sozialen Kater wegen eines solch kleinen Makels einfach wieder ins Tierheim abschiebt.
Oder sind es die Kosten? Ach krank sein und Geld kosten darf der Angeberrassekater dann doch nicht? Soweit geht die Tierliebe eben nicht.

Dabei hatte der Verein alle Tierarztkosten übernommen. Auf einen künftigen Besitzer kommen lediglich die Kosten für die blutdrucksenkenden Medikamente zu. Wäre der Kater gesund gewesen, hätte man ja so schön ein Schnäppchen gemacht und noch damit prahlen können, ein gutes Werk getan zu haben. Aber 20€ pro Monat für Medikamente will man sich nicht leisten. Schade eigentlich, denn einen netteren Kater kann man sich abgesehen von Don Juan nur malen.

Hier geht es zu den Beschreibungen von Don Juan und Ramses

 

Aber diese Luxus-Rassekatzen sind keine Ausnahme. Leider. Einige Tierheime mußten die Opfer von sogenannten Züchtern auffangen. Es gibt mittlerweile sehr viele Notfälle mit Stammbaum.
Wenn also Ramses und Don Juan Ihr Herz nicht erreichen konnten, dann versuchen Sie doch bitte Ihr Glück hier:

Pünktchen und Anton

Norweger in Not - hier finden Sie auch alle anderen Rassekatzen

Tierheim Ludwigsburg - aktuell Türkisch Van

 

Update 26.07.2011:

Die Erstbesitzer sind über unseren Artikel auf Ramses aufmerksam geworden. Die Familie hatte Ramses, der eigentlich Faxi heißt und eine weitere Kätzin bei Freunden in Pflege gegeben und im späteren Verlauf keine bwz. nur wage und widersprüchliche Auskünfte mehr über den Verbleib der Katzen erhalten. Die " Pflegefamilie" hat ganz offensichtlich Ramses = Faxi und die Kätzin nach einem Umzug nach Süddeutschland ohne Not ausgesetzt. Glücklicherweise wurden die beiden Katzen gefunden und kamen ins zuständige Tierheim. Bedauerlicherweise hat die Kätzin den Stress leider nicht überlebt. Sie erkrankte schwer im Tierheim und musste  eingeschläfert werden. Gebrochene Herzen können Tierärzte nun mal nicht heilen.
Ramses hatte aber Glück. Seine ehemaligen Besitzer haben nicht aufgehört, nach ihm und seiner Freundin zu suchen. Gestern wurde ihre Hartnäckigkeit belohnt:  immerhin Ihren geliebten Faxi konnten sie wieder überglücklich in die Arme schliessen. Solche Happyends erleben wir Tierschützer leider viel zu selten. Um so größer ist neben dem Abschiedsschmerz die große Freude, dass unser Ramses jetzt wieder ein Leben als geliebter Faxi führen darf.

 

Update 01.08.2011

Heute hat Don Juan ein neues Zuhause gefunden!