Mail vom 29.06.2010
Seit meiner (Mendi's) letzter Mail ist inzwischen schon wieder über ein Jahr vergangen, sodass ich Ihnen mal wieder berichten möchte, wie es Mendi (und ihrer Familie) in der Zwischenzeit ergangen ist:
Im letzten Jahr ist unser Ollie an Knochenkrebs erkrankt, sodass wir uns Mitte April 2009 leider von ihm verabschieden mussten.
Mendi hing, obwohl sie ihn nur 1 Jahr gekannt hat sehr an ihm und da er in seinen letzten Wochen immer auf Abstand bedacht war, hat auch Mendi eine anstrengende Zeit erlebt, da ich sie in diesen Wochen immer mit ins Büro genommen habe, damit Ollie zu Hause seine wohlverdiente Ruhe haben konnte.
Mendi wurde von meinen Kollegen zum "Beamten des Jahres" gewählt, da sie ihren anstrengenden Bürotag schlafend und meistens laut schnarchend verbracht hat.
Nachdem Ollie nicht mehr bei uns war merkte man deutlich, dass Mendi sehr trauerte, im Mai brach dann bei ihr eine schwere Allergie mit fürchterlichem Juckreiz aus.
Wir haben es im letzten Jahr nach Futterumstellung und umfangreicher homöopathischer Therapie wieder sehr gut in den Griff bekommen, allerdings scheint es auch äußere Einflüsse zu geben, da sie in diesem Jahr, ebenfalls im Mai wieder Probleme bekam. Trotz diverser Blutuntersuchungen, Allergietests, etc. konnte der Auslöser bis heute nicht gefunden werden. Dank unseres guten homöopathischen Tierarztes (für sein Honorar hätten wir allerdings problemlos einen 3 wöchigen Urlaub für 2 Personen finanzieren können.....) ist sie inzwischen zum Glück auch wieder beschwerdefrei.
Mendi sorgt mit ihren Erkrankungen (Herzproblemen, Inkontinenz und jetzt noch die Allergie) dafür, dass die Tierpharma-Industrie wirtschaftlich floriert und unsere Tierarztpraxis ein festes dauerhaftes Einkommen hat.
Aber ihr geht es trotz der "Wehwehchen" immer noch prächtig und sie macht einen rundum glücklichen und zufriedenen Eindruck.
Nachdem wir sie mit 42 kg übernommen haben und ihr anfängliches mäkeliges Fressverhalten durch Umstellung auf Frischkost dazu geführt hat, dass sie sich nun über jede Mahlzeit freut und den Napf zwar ihrem Gemüt entsprechend immer noch langsam aber genußvoll bis zum letzten Stückchen leert, erwartete uns bei einem Tierarztbesuch im letzten Jahr der Schock auf der Waage - 65 kg waren eindeutig zu viel für sie. Sehr zu ihrem Mißfallen mußten wir die Futterrationen kürzen, sodass wir inzwischen ein ihrem Alter und der Schwere ihrer Knochen Rechnung tragendes Gewicht von 54 kg erreicht und gehalten haben. Sie ist nun zwar bei den Mahlzeiten etwas unglücklich über die Menge auf den Teller, dafür ist sie mobil und (wenn sie Lust dazu hat) auch beweglich.
Im Juli 2009 haben wir den Platz an Mendis Seite neu vergeben und Kalle ein 3 1/2 jähriger Mastin ist bei uns eingezogen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten (Mendi hat Kalle eine Woche Eingewöhnungszeit gegeben und dann klargestellt, wer der Chef / die Cheffin im Hause ist) hat Kalle akzeptiert, dass er die Dame mit Respekt behandeln muss. Er traut sich bis heute nicht komplett auf ihre Spielaufforderungen einzugehen und sobald sie etwas gröber wird bricht er sofort das Spiel ab und versucht sie durch vorgetäuschtes Desinteresse von sich abzulenken.
Mendi geniesst es sichtlich den "Jungspund" zu verunsichern. Wenn ich mal alleine mit den Hunden gassigehe, gehe ich einzeln mit den beiden, 120 kg Lebendgewicht mit vollständig gegensätzlichem Aktivitätspotenzial schaffe ich nicht auf einmal zu managen..., dann wartet sie bereits hinter der Eingangstür darauf, dass ich Kalle in die Wohnung lasse um ihm anschließend klar und deutlich mitzuteilen, was sie davon hält, wenn er alleine mit "ihrem" Frauchen spazieren geht.
Einzig das gemeinsame Spazierengehen ist und bleibt ein Geduldsakt, Kalle möchte immer möglichst schnell alles erleben, wohingegen Mendi durch nichts davon abzubringen ist auch noch an der letzten Blume am Wegesrand und manchmal auch noch ein zweites Mal zu schnuppern. Am Ende des Spazierganges hätte Kalle die Strecke alleine in einem viertel der Zeit zurücklegen können - allerdings ist Mendi auf den letzten Metern, wenn sie weiß, dass das Ziel (Haus oder Auto) in absehbarer Entfernung liegt immer noch zu einem kurzen Sprint in der Lage, Kalle hingegen benötigt fast ein Sauerstoffzelt, da er das Kräfteeinteilen noch lernen muss. Spaziergänge mit Mendi darf man nie unter Zeitdruck unternehmen, sie lässt sich durch nichts in Hektik oder Stress versetzen. Ein optimaler Feierabendhund, nach einem anstrengenden stressigen Arbeitstag gibt es nichts schöneres und ausgleichenderes, als einen gemütlichen Spaziergang mit Mendi unternehmen zu können.
Im Frühjahr 2009 haben wir ungeplanten Katzennachwuchs bekommen und da wir niemanden gefunden haben, der zwei Katzenkinder zusammen übernehmen wollte, durften alle 4 Babies bleiben.
Das führt dazu, dass bei uns nun 4 halbstarke 1 jährige Katzenkobolde, 2 zweijährige, und unser mit 15 Jahren aber immer noch rüstiger zu Schabernak aufgelegter Opa die Wohnung unsicher machen und Mendi vom Schlaf abhalten. Nachdem die Katzenmama Mendi direkt von Anfang an klar gemacht hat, dass ihre Babies für Hunde Tabu sind (sie hat der armen unschuldigen Mendi mehrfach die ganze Nase blutig gehauen und ich mußte mich dazwischen stellen - und die Schläge einstecken), traute sich Mendi in der ersten Zeit, als die Kleinen begannen, die Wohnung zu erobern, kaum den von den Katzen zur Begrüßung hingestreckten Kopf zu beriechen oder berühren. Mittlerweile ist Mendis "Angst" vor der Katzenmama abgebaut, sie versucht inzwischen auch schon mal zur Begrüßung den Katzen vorsichtig über den Kopf zu schlecken. Die respektlosen kleinen Monster hüpfen im Speil gnadenlos über Mendi hinweg, manchmal landet man beim Sprung auch auf dem großen braunen "Fell-Teppich", Mendi lässt alles über sich ergehen. Allerdings ist ihre Geduld auch begrenzt, wenn sie ihr Futter bekommt und vier Kobolde nachsehen wollen, ob ihnen der Inhalt des Napfes wohl auch schmecken würde.
Seit Ollie unser Haus und Grundstück nicht mehr bewacht ist auch Mendis Schutztrieb sehr ausgeprägt zum Vorschein gekommen, allerdings haben wir manchmal das Gefühl, dass ihr das lautstarke Ankündigen von "potenziellen Angreifern" in Form von am Haus vorbeispazierenden Menschen allmählich doch lästig wird, denn sie schlägt ordentlich an und sieht dann immer zu Kalle hin, ob er nicht auch endlich seinen Job machen möchte. Sobald Kalle sich zum Beschützen und Verteidigen animieren lässt verliert Mendi das Interesse und gibt sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung - dem Schlafen auf unserer Couch - hin. Sie bleibt halt im Grunde ihres Herzens ein "perfekter Beamter".
Da die Mastins in NRW auf der Rasseliste stehen haben wir im letzten Jahr für Mendi Maulkorb- und Leinenbefreiung beantragt. Wir wohnen sehr ländlich, sodass Mendi auch vorher selbstverständlich nie einen Maulkorb getragen hat und auch immer schon frei laufen durfte, aber nachdem der zweite Mastin mit deutlich mehr Power und Unfug im Kopf bei uns eingezogen ist, wollte ich doch lieber die offizielle Genehmigung unserer Behörden für die Maulkorb-Freiheit und das Laufen ohne Leine haben.
Also mußte Mendi sich einem Wesenstest unterziehen. Wir sind ohne vorher mit ihr zu Üben zum Test gegangen, nach Rücksprache mit der Amtsveterinärin sollten mein Lebenssgefährte und ich beide sämtliche Übungen mit dem Hund ausführen. Da der ganze Termin sowieso auf sechs Stunden angesetzt war hätte das für Mendi jeweils zwei Durchläufe jeder Aufgabe bedeutet. Wir beschlossen, es ohne vorherigem mehrwöchigem Training (wie vom Veterinäramt zwingend empfohlen) zu versuchen. Nachdem auch die Veterinärin vor Ort festgestellt hatte, dass die doppelte Einbeziehung von Mendi den Termin auf 12 - 24 Stunden verlängert hätte, durften wir uns dann bei den einzelnen Übungen jeweils abwechseln.
Nach einer Stunde hieß es dann nur noch: Alle Hunde machen ..... zweimal, bei Mendi reicht es, wenn sie es einmal durchlaufen hat. Nach der zweiten Stunde hieß es dann nur noch, alle Hunde laufen an dem Übungsobjekt (Hund, lärmende Menge, etc.) vorbei und wenn Mendi unterwegs stehen bleibt, laufen alle Hunde auch an Mendi vorbei.
Als zum Ende der Veranstaltung alle Hunde nacheinander die Aufgabe hatten an einem mit offener Seiten-Tür parkenden Lieferwagen vorbeizugehen, aus dem ein Mensch leere Futternäpfe mit großem Getöse herauswarf und dann selber direkt vor die Hunde sprang und versuchte den jeweiligen Hund anzufassen, gingen allen (Besitzer und Hunde) die Nerven durch. Diese Aufgabe durfte ich mit Mendi absolvieren, mein Freund konnte sich alles aus direkter Nähe ansehen. Er erzählte mir hinterher, dass alle Hunde und die meisten besitzer einen Riesensatz weg vom Geschehen machten und sich kein einziger Hund anschließend von dem Lärmverursacher anfassen ließ. Mendi blieb ganz ruhig zwischen den über sie wegpolternden Näpfen stehen, ein schneller gekonnter Blick überzeugte sie, dass in keinem Napf lohnenswerte essbare Reste waren und sofort steckte sie den Kopf freundlich in den Lieferwagen und schaute die verdutzte Veterinäramtsmitarbeiterin an. Die Veterinärin lobte Mendi, die als einzige diese Aufgabe mit Bravour gemeistert hatte.
Zum Ende der Prüfung mußte Mendi dann noch am Rand des Platzes "abgelegt" werden und sollte dort liegen bleiben, auch wenn wir uns entfernen. Sie kann zwar kein Platz auf Kommando, aber nach dem anstrengenden Tag war sie froh, als wir weggingen, dass niemand mehr wollte das sie mitgeht und legte sich dann irgendwann von selber hin. Die Veterinärin unterhielt sich dann kurz mit uns und forderte uns dann auf, den Hund wieder zu uns zu rufen. Dabei sind wir, trotz aktiver Mithilfe der Veterinärin, die wild hüpfte und Mendi viele tolle Dinge versprach, wenn sie kommen würde, leider komplett gescheitert. Mendi hatte auf Büroschlaf-Modus umgestellt und war nicht mehr zu bewegen aufzustehen.
Trotz (oder vermutlich gerade) aller "Auffälligkeiten" hat Mendi ihren Wesenstest mit viel Lob durch die Amtsveterinärin bestanden!
Zwei Wochen nachdem unsere Ordnungsbehörde die Maulkorb- und Leinenbefreiung erteilt hat, hatten wir unseren ersten "Beißvorfall" mit Mendi:
Mendi flöst anderen Hunden sehr viel Respekt ein und nachdem sie einen großen Rüden aus der Nachbarschaft beschnüffeln wollte hat dieser sie kurz in den Schenkel gezwickt. Sie liess es perplex mit sich geschehen ohne weitere Reaktion. Am folgenden Morgen trafen wir den Rüden beim Spaziergang, er ging in 50 m Entfernung an uns vorbei. Mendi ging auf die Barrikaden, hüpfte wild bellend in die Luft und regte sich fürchterlich auf. Ich versuchte sie mit gutem Zureden zu besänftigen, ohne Erfolg. Also bewegte ich mich vor sie, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen - mit vollem Erfolg, mein vor ihr in der Luft wedelnder Arm besänftigte sie bei daraufbeißen vollständig. Sie war, genauso verdutzt wie ich, als mein Arm quer in ihrem Maul hing und sie öffnete auch relativ schnell ihren Kiefer wieder. An diesem Tag ging ich mit einem um den Arm gewickeltes Kühlpad zur Arbeit. Ich trug zum Glück eine dicke Jacke, hatte aber trotzdem den halben Unterarm dick geschwollen.
Seitdem wissen wir, wenn Mendi sich über einen anderen Hund mal aufregen sollte - immer schön hinter dem Maul bleiben und abwarten, bis ihr Ärger auf natürlichem Weg mit Bellen abgebaut wurde...... ;-)
Sie ist natürlich kein gefährlicher Hund, aber trotz all ihrer Ruhe und manchmal fast lethargischen Grundhaltung einfach trotzdem ein Herdenschutzhund mit gewissem Potential. Der andere Rüde macht seit dem Tag übrigens einen großen Bogen, sobald er Mendi nur kommen sieht, obwohl er von dem "Unfall" eigentlich überhaupt nichts mitbekommen hat. Mendis Verhalten hat aber wohl trotz der Entfernung einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
So, ein kurzer Einblick über die vergangenen Monate in Mendis Leben.
Was ich geschrieben habe ist, auch wenn es sich schriftlich etwas dramatisch anhört, humorvoll und mit viel Augenzwincker gemeint.
Alles in allem ist Mendi ein ganz wunderbarer Hund. Sie meistert alle unbekannten und neuen Situationen und Örtlichkeiten gelassen und dermaßen souverän, dass man sie dafür nur bewundern kann. Sie ruht in sich selbst, lässt sich außerordentlich selten aus der Ruhe bringen.
Wir sind froh und dankbar, dass wir mit diesem ganz besonderen Hund zusammenleben dürfen und freuen uns auf eine noch hoffentlich sehr lange Zeit mit ihr.
Viele Grüße
Claudia Schulz und Mendi und die restliche Zwei- und vierbeinige Familie
Ergänzung vom 07.07.2010
Ihr Bericht über die Herdenschutzhunde hat mir übrigens auch aus der Seele gesprochen.
Allerdings habe ich inzwischen oft die Befürchtung, wenn wir Menschen begegnen, die unsere Hunde kennenlernen, dass sie sich ebenfalls für Herdenschutzhundvertreter entscheiden werden. Bei vielen ist zum einen auf Grund der Größe und des ruhigen souveränen Auftretens der Hunde die Begeisterung groß und sie interessieren sich häufig dafür "wo man so tolle Hunde herbekommt". Ich habe da immer etwas Angst und versuche dann auch direkt erklärend entgegen zu wirken, denn ein Herdenschutzhund ist und bleibt ein extrem sensibler Hund mit großem Herz, unendlichem Mut und vor allem viel Potenzial, der in den "falschen" Händen einerseits zu seinem eigenen Wohl, als andererseits auch zum Wohlergehen der Umwelt nichts zu suchen hat.
Wir haben mit unseren Hunden (oder sie mit unserer Mentalität) das riesengroße Glück gehabt, dass sie sich zu wunderbaren zuverlässigen und sehr selbständigen Mitbewohnern entwickelt haben, obwohl wir manchmal wirklich alle bisherigen Erfahrungen und Verhaltensmuster über Bord werfen mussten um neue Situationen gemeinsam mit den Hunden zu meistern. Sehr häufig war auch ein hohes Maß an Geduld bei uns gefragt und immer wieder die nachträgliche objektive Reflektion einer Situation um das Verhalten des typischen Herdenschützers interpretieren zu können und eine Strategie entwickeln zu können um die Handlungsmuster zukünftig "für hiesige Umgebung und Lebensbedingungen" in die richtige Richtung zu lenken.
Menschen mit "klassischen (deutschen) Erwartungen an das Verhalten eines Stadt- und Familienhundes" könnten in solchen Situationen vielleicht häufig überfordert sein. Zumal in den Köpfen einfach noch zu oft die Meinung vorherrscht, dass der Hund das zu tun und zu lassen hat, was der Mensch möchte und ihn nicht als selbständigen Partner akzeptiert, der geleitet aber nicht beherrscht werden sollte. Man kann einen erwachsenen Herdenschutzhund, der vielleicht auch noch in seinem Ursprungsland eine wie auch immer geartete Aufgabe hatte nicht verbiegen, dressieren oder zwingen sich hier "anzupassen". Man kann lediglich entscheiden, ob man mit den typischen Eigenarten des Herdenschutzhundes leben kann, ob sie in das jeweilige Lebenumfeld passen, ob man selber dazu in der Lage ist noch einiges dazuzulernen und ob man den Mut hat sich auf ein riesiges unbestimmtes Abenteuer einzulassen. Wer diese Fragen alle mit ja beantworten kann und es auch schafft im Alltagsstress umzusetzen wird eine tolle Lebenserfahrung machen.
Wir führen ein sehr regelmäßiges Leben und merken, dass dies unseren Herdenschutzhunden sehr gut tut, da sie, wenn sie sich eingewöhnt haben, sehr ausgeglichen und zuverlässig sind. Hat aber auch die Konsequenz, dass man z.B. im Urlaub nicht erwarten kann, dass sich der Hund freut, wenn man zwischendurch einen Spziergang machen möchte - da kommt dann der Skeptiker im Herdenschützer durch. Allerdings sind sie auch sehr anspruchslos, wenn sie morgens (bevorzugt im Dunkeln) eine ausgiebige einstündige Kontrollrunde durchs Wohngebiet gedreht haben, warten sie ruhig ihre 12 Stunden bis zum Abendspaziergang. Da wird auch der obligatorische Versuch sie mittags oder vor dem Schlafen zum Lösen im Garten zu motivieren häufig zur Geduldsprobe. Mendi kann auf der Couch schlafen und gekonnt alle Versuche, sie zum Aufstehen zu bewegen, ignorieren. Sie lässt sich zwar meistens mit einem Leckerchen bewegen in den Garten zu kommen, aber nur wenn der Mensch vorausgeht. Dann wartet sie, bis Kalle markiert hat und geht wieder gemeinsam mit ins Haus. Geht niemand vor in den Garten, kann auch Kalle keine Notwendigkeit einsehen, den Garten zu nutzen. Wir freuen uns dann immer, wenn zu diesen Zeiten jemand draußen am Grundstück vorbeigeht - dann haben die Hunde genug Motivation, das Haus zu verlassen und wenn man schön aufgepasst hat, dann kann man auch seine Blase erleichtern. Unsere Hunde benötigen also keinen Gassigeher für zwischendurch, sondern eher einen regelmäßigen potenziellen Eindringling um den Sinn der Gartennutzung zwischendurch einsehen zu können. Gleiches gilt auch, wenn wir mittags oder vor dem Schlafen noch eine kurze Runde spazieren gehen - sie empfinden das eher als lästig und versuchen auch alles, um das ganze abzukürzen.
Läuft Mendi frei, bleibt sie nach wenigen Schritten stehen, wenn wir zurückkommen, um sie abzuholen dreht sie auf dem Absatz um und trabt schnell wieder nach Hause. Dagegen, gehen wir zu "ihren" Zeiten besteht sie auf die ausgiebige Runde und geht gerne ihre Stunde oder auch mehr mit. Deswegen ist bei uns die Nacht früh um halb 5 zu Ende und auch am Wochenende, wenn man später gehen könnte, stellen sich die Hunde häufig an die Eingangstür und ignorieren unsere Versuche, sie zur Nutzung des Gartens zu bewegen.
Mendi ist so selbständig, wir können sie ohne Leine in jede Situation mit fremden Hunden schicken - sie meistert sie. Versuche ich sie vor einer möglichen Konfrontation zu schützen und wollen sie angeleint daran vorbeiführen verwandelt sie sich in Sekundenbruchteil von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde. Sie bellt tief, vehement und lautstark, was die meisten Hunde sofort einschüchtert - allerdings untermauert sie das verbale durch Hochspringen (sie schaffte es dann aus dem Stand fast bis an meine Schulterhöhe zu hüpfen, was daraufhin spätestens dann die Hundebesitzer komplett einschüchtert.
Sie hasst es, wenn sie (ohne augenscheinlichen Grund) von anderen Hunden, die in sehr kurzer Entfernung an ihr vorbei gehen "angemeckert" wird, was leider aufgrund ihrer Größe und Ausstrahlung bei unbekannten häufiger passiert. Sie wägt durchaus selbständig und zuverlässig verschiedene Faktoren ab und wir können ihre Reaktionen nach mehr als 2 gemeinsamen Jahren fast 100 % vorhersagen:
- welche Größe hat der andere Hund - von winzigen Hunden lässt sie sich sogar in die Pranken beißen, sucht Blickkontakt zu mir und wenn nichts anderes hilft wird einmal gebellt, meistens genügt das. Je größer der Hund ist, umso intoleranter wird sie und umso massiver werden ihre Reaktionen.
- hat der andere Hund einfach nur erkennbar Angst und will seinen persönlichen Abstand gewahrt haben - sie wendet den Blick weg und versucht nach Möglichkeit den Hund im Bogen zu umgehen.
- provoziert der andere Hund - sie geht keiner Konfrontation aus dem Weg
- wird ihre persönliche Entfernungsgrenze unterschritten - bis zu 1 m reagiert sie garantiert, auf 5 m Abstand kann sie das Verhalten ebenso garantiert tolerieren.
-wo findet das Ganze statt - an einem unbekannten Ort ist ihre Reizschwelle sehr hoch, je näher es an ihrem Zuhause passiert, umso vehementer ist ihr Verhalten.
Wenn sie tatsächlich mal "ausflippt", merkt man ihr deutlich an, dass es sie nicht belastet - sie hat eine Menge Spaß daran und ist anschließend ganz locker, wach und fast fröhlich.
Genauso zuverlässig ist sie beim Freilauf. Sie kann immer frei laufen, sie hält sich in unserer Nähe auf. Ausnahme ist der Rückweg. Begegnen wir Menschen jemandem und bleiben zur Unterhaltung stehen - interessiert es Mendi überhaupt nicht, sie weiss schließlich, wo ihr Zuhause ist und geht unbeirrt weiter, da hilft kein Rufen, Schimpfen, etc. man muss die Unterhaltung abbrechen und dem Hund nach Hause folgen!
Interessant ist auch der "Aufgabentausch" beim Spaziergang. Mendi ist ja sehr gemütlich, schont ihre Kraft und fällt meistens hinter die 2 Mensch-2 Hund Gruppe zurück. Kalle (und vorher auch Ollie) haben es immer eilig und gehen an der Spitze - das ist nicht Mendis Position. Lässt man si am Ende gehen trödelt sie den gesamten Spaziergang, sie verringert den Abstand zwar wieder, wenn sie zuweit zurückgefallen ist, aber man muss eigentlich ständig auf sie warten. Geht mein Freund alleine mit den beiden Hunden lässt sich Mendi auch nicht davon abbringen "hinterher zu trödeln". Warte ich auf sie und lasse sie an mir vorbei trotten, wird sie häufig munter und verringert selbständig den Anstand zur Führungstruppe, was dazu führt, das ich dann hinterhertrödel. Wenn ich wieder aufgeschlossen habe übernimmt sie gerne meine Position wieder, freut sich aber häufig auch genauso, wenn ich sie ansporne "Lauf" und schließt wieder nach vorne auf. In ihrer "Weltanschauung" muss es also folglich jemanden geben, der auf Abstand die Truppe nach hinten sichert - und dafür kennt sie in ihrem Team anscheinend nur zwei zuverlässige Persönlichkeiten.
Liebe Grüße
Claudia Schulz