Warum unsere Hunde früher so komische Namen hatten

Namen sind bekanntlich Geschmacksache. Es gibt Eltern, die sollen tatsächlich Ihre Tochter nach der Stadt genannt haben, in der sie gezeugt wurde. Manche behaupten, diese Dame sei bereits schon über den Umstand nicht hinweg gekommen, mit Nachnamen wie eine Hotelkette zu heißen.
Es gibt Menschen, die machen sich über Eltern lustig, die Ihre Töchter Jennifer Jaqueline Janice und ihre Söhne Marcel Kevin Justin Jason nennen. Diese Namen kommen besonders dann zur Geltung und erscheinen wie aus einem Guss, wenn sie gemeinsam hintereinander gereiht vor Familiennamen wie Schulze, Schmidtchen oder Bröckelmann stehen.
Auch wenn es in Adelsfamilie üblich ist, sich nicht nur mit einem Namen zu begnügen, war es, als bekannt wurde, dass der volle Name unseres neuen deutschen Wirtschaftsministers Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg lautet,ein Running Gag ihn in Anlehnung zu Karl May kurz Hatschi zu nennen.
Und während manches Mädchen darunter leidet, dass ihre Eltern den gleichen Geschmack hatten, wie fünf andere Elternpaare ihrer Klassenkameradinnen auch, so kann es hier nachlesen, dass sie sich eigentlich doch glücklich schätzen kann: http://blog.frauenzimmer.de/index.php?/archives/21-Mama-Blog-Prominente-Kindernamen.html,  Es hätte deutlich fieser kommen können.

Wie schon gesagt sind Namen Geschmacksache.

Wer schon mal die Qual der Wahl hatte, einem ganzen Wurf von Hunden oder Katzen Namen zu geben, wird nicht nur ein Fan von Kastrationskampagnen, sondern ist vielleicht doch versucht, bei Herrn von und zu Guttenberg zu klauen. Besonders wenn ein solches Ereignis auch ein zweites oder drittes Mal vorkommt. Es ist wirklich schwer, auch wenn wir in der Regel ja erwachsene Hunde retten und diese folglich nicht gleich zu zehnt gleichzeitig ankommen, immer einen passenden Namen zu finden. Und tatsächlich sind wir oft froh, wenn die Hunde, die wir aus dem Ausland übernehmen, bereits Namen haben.
Dadurch dass Spanier, Griechen und Ungarn ja auch sprachlich wieder auf einen anderen Fundus zurückgreifen können, war der Umstand, dass unsere Neuzugänge bereits einen Namen hatten, ein Service, der mir entgegen kam. Ein bisschen faul darf frau ja sein.

Als einmal der Impfausweis eines unserer Schützlinge angezweifelt wurde, weil wir dann doch eine Hündin umbenannt hatten und weil der Name uns schlicht nicht gefiel, drohte die Sache vor dem Richter zu enden, weil man den spanischen Impfpass wegen des anderen Namens für getürkt hielt. Und da man Besseres zu tun hat, als sich wegen solcher Dinge mit den neuen Haltern zu streiten - schon gar nicht vor Gericht - bat ich unsere Pflegestellen, die vorhandenen Tiernamen einfach zu übernehmen. Inoffiziell konnten sie ihrem Liebling auf Zeit einen anderen Namen zuflüstern. Nach der Vermittlung erhalten die Tiere von ihren Familien ja ohnehin oft neue Namen. Und dieses Umtaufen finde ich auch ganz schön. Kinder tauft man ja auch.
Ich für meinen Teil habe mich immer bemüht, die Hunde in den Vermittlungsanzeigen so zu nennen, wie es im Impfpass stand. Und heimlich nannte ich sie dann Mäuschen, Spätzchen und mein Schatz.
Während manche der Namen aus den Impfausweisen wirklich sehr schön waren, appellierte ich schon dann und wann bereits in der Vermittlungsanzeige, der neue Besitzer solle sich doch schon mal Gedanken machen, wie er seinen neuen Schatz denn später nennen würde. Das arme Tier bräuchte nicht nur ein liebevolles Zuhause, sondern schon aus humanitären Gründen einen neuen Namen.
Natürlich fiel es mir leicht, eine Hündin Stella, Lana, Mara, Xiona oder Perla zu nennen. Auch die Namen Peke, Teko oder Sabas waren völlig in Ordnung - auch den Namen Dientes für einen Hund mit Vorbiss fand ich noch witzig. Einen komischen Humor haben die Spanier, einen Hund Cebolla, Zwiebel, zu nennen, dachte ich. Aber manche Hunde trafen es wirklich schlecht: ein Pyrimix hieß Berg, Figueres als Name für einen Rüden war jetzt auch nicht der Hit, Bigotis muss man schon lieben und Nakomie oder Faustina als Name für eine Hündin .... wir machten einiges durch.
Wir vermittelten einen Bernhardiner namens Klaus, zwei Doggen mit den Namen Krümel und Hägar, auch eine Hündin Heidi oder den Dackel Ludwig - alles kein Problem. Manche Namen haben ja auch Kultfaktor. So meinen einige Vereinsmitglieder, dass ein Boxer unbedingt Henry, ein blinder Beagle unbedingt Ray Charles und ein Hund mit Zottellocken gerne auch Bob Marley heißen muss. Darüber kann selbst der Hund lachen.
Aber seit einiger Zeit machten uns die anderen spanischen Tierschützer das Leben wirklich schwer:
Vermitteln Sie mal einen Hund der Txirriman, Cherokea, Nervio, Martirio und Ulysos heißt! Unsere brandneuen Newcomer heißen auf den Internetseiten der Tierheime aus denen sie kommen Galla, Zaira oder Decker. Da fällt einem nix mehr ein, oder?

Txirriman taufte der Pflegeplatz dann doch in Panda um und vermittelte ihn an Freunde.
Cherokea ist ein so zauberhafter Hund, dass sie trotz des exotischen Namens bereits nach recht kurzer Zeit eine nette Familie fand.
Zaira kann man gut in Zara ändern.
Auch bei Galla hatte ich Glück. Das war ein Schreibfehler. Die mollige Lady heißt Gala und dabei kann man an die guten, alten Zeiten denken, als Oma oder Mama den Vanillepudding noch selbst kochte oder an den Künstler Salvatore Dali, dessen seine Ehefrau und Muse Gala hieß.

Aber für Nervio und  Martirio meldete sich niemand, der sie haben wollte. Nomen est omen, sagt sich der kritische Interessent - und tut den Hunden leider Unrecht!
Wir hielten Kriegsrat und änderten die Namen - etwas. Aus Nervio wurde Nevio und wupp ward er vermittelt! Auch der neue Name Marti zog zumindest die ersten Interessenten an. Und nur die Tatsache, dass diesen Interessenten die Hündin als Zweithund zu ihrem großen Ca de Bestiar zu klein war, ließ eine Vermittlung scheitern.
Ja und letztes Wochenende kam Decker. Wie kann man einen Hund so nennen? Vielleicht kam er ja zusammen mit einem schwarzen Hund in die Gossera? Black und Decker! Ja, aber was ist Decker ohne Black? Ein Witz über den niemand lachen kann!
Jetzt war ich es aber leid und mailte meinen Frust nach Spanien. Sollte mir doch Michaela sagen, wie der Hund zu seinem Namen kam!
Die Lösung stand in einem Nebensatz und war ganz einfach, ganz banal:

blablabla… da Decker noch nicht so lange hier war ( Name wird automatisch vom Computer Programm gegeben ) ist …blablabla

Jetzt wird klar, warum nicht nur ein einziges spanisches Tierheim, sondern gleich mehrere dazu neigen, auf schon fast sadistische Art und Weise Hundenamen zu vergeben! Die Katzen kommen da vergleichsweise noch ganz gut weg.
Nicht der ignorante Tierbesitzer, der sein Haustier an der Pforte der Perrera offenen Auges in den Tod schickt, gibt diesem in einem letzten Akt von Boshaftigkeit die gruseligsten Namen. Nein, das Tierheim eigene Computerprogramm spielt Schicksal und macht uns das Leben und dem Tier die Vermittlung schwer.
Indem Michaela das Geheimnis um die Namensgebung der Tíere gelüftet hat, enthebt sie uns, wie ich finde, auch von der Verpflichtung, in jedem Fall an diesen zufällig vom PC ausgesuchten Namen festzuhalten. Sind die Namen schön oder passen zumindest zum Hund, werden wir sie ganz sicher beibehalten. Tiere mit hässlichen Namen werden in Zukunft von uns umgetauft. Egal welche Zumutung als Name im Impfpass steht. Der vom Computer erfundene Name wird dann von uns nur noch am Rande erwähnt.
Decker heisst jetzt Urmel. Wem Urmel nicht gefällt, der muss ihn eben adoptieren und darf ihm dann einen neuen Namen geben.


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