Ja, denn Tierschutz sollte keine Grenzen kennen.
Unsere erste Ungarin, der sich unser Verein annahm, hieß Sofie und kam vor vielen Jahren zu uns. Ein Freund, der immer skeptisch unserem Auslandstierschutz gegenüberstand, war sie im Urlaub in Ungarn zugelaufen. Und als er plötzlich für dieses Hündchen die Verantwortung trug, brachte er es nicht übers Herz, sie einem ungewissen Schicksal zu lassen. Durch unsere Berichte, wie in Spanien mit Hunden umgegangen wird, hatte er sich ausmalen können, dass sie es in Ungarn auch nicht gut haben würde.
Jahre später - 2004 - übernahmen wir Hunde aus Ungarn über andere Vereine.
Dass ein Hundeleben in Ungarn kein Zuckerschlecken ist, konnte man damals erahnen. Die uns anvertrauten Hündinnen waren extrem verängstigt, der Rüde der sie begleitet hatte, höchst skeptisch. Seelisch hatte man ihn noch nicht gebrochen, aber auch er hatte tiefe seelische Verletzungen und Schwierigkeiten, diesen Deutschen zu trauen, die in seinen Augen für Menschen viel zu nett waren, um wahr zu sein. Damals hatten wir höchstens eine leise Ahnung wie es Hunden in Ungarn ergeht, die ihr Zuhause verlieren.
Im Januar dieses Jahres erreichte uns ein Hilferuf. Ob wir nicht Platz für eine Hündin mit Welpen haben. Hündin und Welpen schwebten in akuter Lebensgefahr und sollten getötet werden.
Die Hündin Paprika hatte ihre Kinder vor einem Angestellten beschützt, der in der Hundefanganlage der Stadt Pápá , den Job hatte, die Hunde zu töten. Dieser Angestellte, ein Säufer, hatte bereits vor Tierschützern damit geprahlt, er würde Welpen erschlagen. Paprika musste ganz offensichtlich wie eine Löwin gekämft haben.
Herrn Stephanow, vom Tierschutzprojekt Ungarn und auch einigen anderen engagierten Tierschützern vor Ort ist es zu verdanken, dass dieser Schlächter entlassen wurde. Er sprach mit den Verantwortlichen der Stadt Pápá und konnte Verbesserungen für die Tiere vor Ort erreichen. Bei seinem letzten Besuch im Frühjahr diesen Jahres machte die Anlage einen recht guten und sauberen Eindruck und es wurde Herrn Stephanow mitgeteilt, dass ausnahmslos alle Hunde über Animal Life Austria nach Ablauf der Frist dort herausgehlt würden.
Allerdings raubte uns Herr Stephanow die Illusion, dass der Missstand, wie er in Pápá zuvor stattfand, eine Ausnahme war. Nach Aussagen mehrerer Vereinen, die schon länger in Ungarn Tieren helfen, ergibt sich folgendes Bild:
In Ungarn existieren etwa 84 Hundefanganlagen. In diesen Anlagen dürfen/müssen aufgelesene Hunde und Katzen nur kurze Zeit dahinvegetieren und werden danach getötet, wenn sie nicht vom Besitzer rechtzeitig abgeholt werden. Die Anlagen sind in der Regel mittelalterlich, die Tötungsmethoden auch. Die Tötung der Tiere erfolgt meistens durch Hilfskräfte und nicht durch Tiermediziner. Bestenfalls würden die Tiere ausschließlich mit T61 getötet und erleiden also bei vollem Bewusstsein einen Erstickungstod. Die Alternativen kann sich jeder selbst ausmalen.
Da die Hundefanganlagen für die Bevölkerung nicht unbedingt öffentlich gemacht oder leicht erreichbar sind, kann man sich vorstellen, dass manche Tierhalter gar keine Chance haben, ihr verlorenes Tier lebend wiederzufinden und dass auch der ungarischen Bevölkerung vielleicht im Einzelnen gar nicht bekannt ist, was mit Hunden in solchen Einrichtungen geschieht.
Um diese Umstände nun wissend, gibt es für uns gar keine Frage, dass wir helfen, wenn wir helfen können. Für uns stand immer fest, dass wir immer, wenn wir die Möglichkeit haben, Hunden in Not helfen, egal wo in der Welt sein Impfpass ausgestellt wird.
Nicht die Herkunft des Tieres entscheidet, sondern lediglich, ob wir über Möglichkeiten verfügen, das Tier aufzunehmen und dem Tier gerecht zu werden.